Kämpferische Hoffnung. Religiöse Positionen zur Klimakrise

Ernst Fürlinger, katholischer Theologe und Religionswissenschaftler; Research Lab Democracy and Society in Transition, Donau-Universität Krems. Seit November 2019 Leiter der Seminarreihe „Klimagerechtigkeit: Ethische Reflexion und transformatives Handeln“.

Seit die Bedrohung durch den menschengemachten Klimawandel Ende der 1980er Jahre in das öffentlich-politische Bewusstsein gedrungen ist, sind die Religionsgemeinschaften als Teil der globalen Zivilgesellschaft bedeutende Akteure der Klimaschutzbewegung. Kirchen und Religionen betonen dabei vor allem die Gerechtigkeitsdimension der Klimakrise: Am meisten davon betroffen sind Arme, nichtmenschliche Arten, zukünftige Generationen – also jene, die nichts zur Verschmutzung der Atmosphäre beigetragen haben. Eine rasche und entschlossene Nachhaltigkeitstransformation ist nicht nur aus Selbstschutz geboten, sondern auch aus ethischen Gründen. Angesichts der „Klage der Armen und der Klage der Erde“ (Papst Franziskus: Laudato Si‘, Nr. 49) ist eine „ganzheitliche Ökologie“ notwendig, die nicht nur die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, sondern auch Armut, Hunger, Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit beendet. Das Überschreiten der „planetaren Grenzen“ ruft aus der Sicht von Repräsentanten der Religionen nach einer tiefgreifenden Transformation - vor allem nach einem neuen Verständnis des Menschen als Teil des Gewebes des Lebendigen, der Überwindung des mechanistischen Weltbilds. Dabei stellt sich die Frage: Ist es bereits zu spät, oder besteht Hoffnung auf eine tiefgreifende „Große Wende“ (Joanna Macy)?

Publikationen u.a.: Hg. (mit S. Kusur), Islam und religiöser Pluralismus, Zürich 2019; Hg. (mit R. Bernhardt), Öffentliches Ärgernis? Moscheebaukonflikte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Zürich 2015; Moscheebaukonflikte in Österreich. Nationale Politik des religiösen Raums im globalen Zeitalter, Göttingen 2013; (Hg.) Der Dialog muss weitergehen. Ausgewählte vatikanische Dokumente zum interreligiösen Dialog, Freiburg 2009; The Touch of Shakti. A Study of nondualistic Kashmir Shaivism, New Delhi 2009; Verstehen durch Berühren. Interreligiöse Hermeneutik am Beispiel des nichtdualistischen Shivaismus von Kaschmir, Wien/Innsbruck 2006.