Einblicke ins Gehirn – Wie Genetik die Gehirnentwicklung steuert.

Simon Hippenmeyer
Das menschliche Gehirn ist eine der oder wahrscheinlich die faszinierendste Errungenschaft der Natur. Während der Entwicklung des Gehirns werden Milliarden von Nervenzellen gebildet und zu komplexen Netzwerken verknüpft, in einem zeitlich genau definierten und geordneten Prozess. Passieren Fehler beim Aufbau oder in der Reifung des Gehirns, hat dies dramatische Konsequenzen und kann die Gehirnfunktion ernsthaft beeinträchtigen. Vielen Entwicklungsstörungen des Gehirns und psychiatrischen Krankheiten liegen oft Fehler in der Erbsubstanz zu Grunde. Wie sich diese Fehler und genetischen Defizite auf Entwicklung und Gehirnfunktionen konkret auswirken, ist nicht gut erforscht. Daher ist auch das holistisches Verständnis von praktisch allen psychiatrischen Krankheiten noch sehr lückenhaft. Die naturwissenschaftlich orientierte Grundlagenforschung, die mit hoher zellulärer und physiologischer Auflösung arbeitet, bietet jedoch sehr gute und vielversprechende Ansätze, um die biologischen Entwicklungsprozesse des gesunden und auch des kranken Gehirns besser zu verstehen.
 

Simon Hippenmeyer, Molekularbiologe, Genetiker und Neurobiologe. Professor für Entwicklungsneurobiologie und Life Sciences Research Area Chair, forscht und lehrt am Institute of Science and Technology Austria (ISTA).
Für herausragende und exzellente Forschung im Gebiet der Einzelzellgenetik, welche Prof. Hippenmeyer auch an der Stanford Universität in den USA entwickelte, wurde er unter anderem mit dem ERC Förderungspreis geehrt.