Domestifikation des Wissens, Selbstaufklärung der Gesellschaft. Über religiöse Bildung

Jakob Deibl, Ass. Prof. an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, wissenschaflticher Manager des Forschungszentrums Religion and Transformation in Contemporary Society, Universität Wien

An religiöse Bildung knüpfen sich vielfältige Erwartungen. Sie hat einerseits die Aufgabe, Wissen über Religionen zu vermitteln: Bildung als Mittel gegen Traditionsabbruch, Verlust des kulturellen Gedächtnisses und Ignoranz gegenüber anderen Religionen. Andererseits gibt es die oft unausgesprochene zivilgesellschaftliche Erwartung, religiöse Bildung solle das Wissen, wie es in den Glaubensgemeinschaften weitergegeben wird, „zähmen“: Religiöse Bildung als Mittel gegen Fundamentalismus, Radikalismus und Konservativismus. Der Vortrag vertritt die These, dass diese Erwartung in ein größeres Projekt eingebunden sein muss, welches Religionen als Bündnispartnerinnen im Streben einer Gesellschaft nach Selbstaufklärung (Klaus Heinrich) ernst nimmt und herausfordert.